Wel­pen­ent­wick­lung

Vom Wel­pen zum erwach­se­nen Hund

Welpenentwicklung

Im Ver­gleich zum gan­zen Hun­de­le­ben, ist die Wel­pen­zeit kurz. Und doch ist es der wohl wich­tigs­te Lebens­ab­schnitt für eine har­mo­ni­sche Zukunft vol­ler Freu­de über Ihren treu­en Beglei­ter. Ein Hund durch­läuft im Lau­fe sei­nes Lebens ver­schie­de­ne Ent­wick­lungs­pha­sen. Da es gera­de für Wel­pen über­aus wich­tig ist, in bestimm­ten Pha­sen vie­le Ein­drü­cke und Erfah­run­gen zu sam­meln, soll­ten Hun­de­hal­ter die­se ken­nen. Berück­sich­ti­gen Sie jedoch immer, dass je nach Ras­se und indi­vi­du­el­ler Ver­an­la­gung, Unter­schie­de auf­tre­ten kön­nen. Lesen Sie wei­ter um sich best­mög­lich für die­se ent­schei­den­de Pha­se vor­be­rei­ten zu kön­nen.

Prä­na­ta­le Pha­se: Vor der Geburt

Bereits vor der Geburt kön­nen gewis­se Umwelt­rei­ze wahr­ge­nom­men wer­den. Züch­ter und Besit­zer träch­ti­ger Hün­din­nen soll­ten dafür sor­gen, dass die Mut­ter­hün­din mög­lichst wenig Stress hat und eine bedarfs­ge­rech­te Ernäh­rung bekommt, damit die Ent­wick­lung der Wel­pen opti­mal unter­stützt wird.

Neo­na­ta­le Pha­se: 1. und 2. Lebens­wo­che

Der Tages­ab­lauf eines Wel­pen besteht nach der Geburt dar­in, zu schla­fen und zu trin­ken. Ihre Augen und Ohren sind noch geschlos­sen und der Geruchs­sinn ist noch nicht ent­wi­ckelt. Sie kön­nen weder selbst­stän­dig ihre Kör­per­tem­pe­ra­tur regu­lie­ren noch Kot und Urin abset­zen. Je älter sie wer­den, des­to mehr bewe­gen sie sich und wagen ers­te Geh­ver­su­che.

Welpenentwicklung

Über­gangs­pha­se: 3. Lebens­wo­che

Mit dem Öff­nen der Augen­li­der beginnt die soge­nann­te Über­gangs­pha­se. Auch die Gehör­gän­ge öff­nen sich. Der Wel­pe beginnt nun sei­ne Umwelt wahr­zu­neh­men. Der Wel­pe kann nun auch sei­ne Kör­per­wär­me regu­lie­ren und setzt selbst­stän­dig Kot und Urin ab.

Sen­si­ti­ve Pha­se, Sozia­li­sie­rungs­pha­se: Ab der 3. Lebens­wo­che

Wäh­rend der sen­si­ti­ven bzw. sen­si­blen Pha­se begin­nen Wel­pen, sich inten­siv mit ihrer Umge­bung aus­ein­an­der­zu­set­zen. In die­ser Zeit ler­nen die Wel­pen am schnells­ten. Erfah­run­gen, die er in die­ser Zeit sam­melt, prä­gen ihn für sein wei­te­res Leben (Prä­ge­pha­se). Des­halb soll­ten die Hun­de beson­ders zwi­schen der ach­ten und der zwölf­ten Lebens­wo­che posi­tiv auf ver­schie­de­ne Umwelt­rei­ze geprägt wer­den. Sor­gen Sie dafür, dass ihr Hund sich an unter­schied­li­che opti­sche und akus­ti­sche Rei­ze gewöhnt. Beim Ken­nen­ler­nen von Art­ge­nos­sen und Men­schen wird ein ent­schei­den­der Grund­stein für die Sozia­li­sie­rung gelegt. Die Lis­te der Din­ge, die ein Wel­pe in sei­ner Sozia­li­sie­rungs­pha­se ken­nen­ler­nen soll­te, ist lang. Einen Aus­zug der wich­tigs­ten Punk­te haben wir dir im nächs­ten Kapi­tel zusam­men­ge­stellt.

Zu die­ser Pha­se gehört auch die juve­ni­le Pha­se (Puber­täts­pha­se). Die Hun­de beneh­men sich dabei häu­fig fle­gel­haf­ter und tes­ten ihre Gren­zen aus. Rüden heben erst­ma­lig ihr Bein und Hün­din­nen bekom­men ihre ers­te Läu­fig­keit.

Rei­fungs­pha­se und Ado­les­zenz­pha­se

Nach der Ge­schlechtsreife fes­ti­gen sich das Ver­hal­ten und der Cha­rak­ter. Je grö­ßer die Ras­se ist, des­to spä­ter tritt die letz­te Pha­se ein.

Check­lis­te für die Sozia­li­sie­rung

Hun­de ler­nen ihr Leben lang. Doch in der Sozia­li­sie­rungs­pha­se sind sie beson­ders auf­nah­me­fä­hig. Daher ist es wich­tig, dass sie bis zur 12. Lebens­wo­che mit gewis­sen Rei­zen in Kon­takt gekom­men sind, um ihnen Sicher­heit zu geben, Ängs­te zu neh­men und ihnen einen best­mög­li­chen Start ins Hun­de­le­ben zu ermög­li­chen.

Über­for­dern Sie Ihren Wel­pen aber nicht. Über­le­gen Sie sich am bes­ten, wel­chen Situa­tio­nen Ihr Hund in Zukunft aus­ge­setzt sein wird und füh­ren Sie ihn lang­sam, mit viel Ruhe und vie­len posi­ti­ven Erleb­nis­sen an die­se Gege­ben­hei­ten her­an.

Rei­ze in den eige­nen vier Wän­den

Ein Wel­pe soll­te früh ler­nen, dass all­täg­li­che Haus­halts­ge­räu­sche völ­lig nor­mal sind. Gewöh­nen Sie ihn behut­sam an Staub­sauger, Fern­se­her, Küchen­ma­schi­nen wie Mixer oder Was­ser­ko­cher sowie an das Klap­pern von Schüs­seln, Geschirr, Besteck oder Schlüs­seln. Auch Musik­in­stru­men­te, Dru­cker oder PCs gehö­ren zu den akus­ti­schen Rei­zen, die Ihr Hund spä­ter gelas­sen hin­neh­men soll­te.

Rei­ze in den eige­nen vier Wän­den

Umwelt­rei­ze außer­halb der Woh­nung

Auch außer­halb des Hau­ses war­ten vie­le neue Ein­drü­cke auf Ihren Wel­pen. Machen Sie ihn spie­le­risch und ohne Druck mit dem Stra­ßen­ver­kehr ver­traut – dazu gehö­ren Autos, Fahr­rä­der, E‑Scooter, Bus­se, Stra­ßen­bah­nen und Züge. Las­sen Sie ihn Müll­ton­nen, Ein­kaufs­wä­gen oder auch Gar­ten­ge­rä­te wie Rasen­mä­her und Laub­blä­ser aus siche­rer Ent­fer­nung ken­nen­ler­nen.

Umwelt­rei­ze außer­halb der Woh­nung

Begeg­nun­gen mit Mensch und Tier

Sozia­le Kon­tak­te sind das Herz­stück der Wel­pen­er­zie­hung. Zei­gen Sie Ihrem Hund Men­schen jeden Alters – vom Kind bis zum Seni­or – sowie Per­so­nen mit beson­de­ren Merk­ma­len wie Hüten, Bril­len, Kof­fern oder auf­fäl­li­ger Klei­dung. Auch der Kon­takt zu ande­ren Hun­den ver­schie­de­ner Ras­sen und Alters­grup­pen sowie zu ande­ren Tie­ren wie Kat­zen, Pfer­den oder Zie­gen stärkt das Sozi­al­ver­hal­ten.

Begeg­nun­gen mit Mensch und Tier

Geräusch­trai­ning und akus­ti­sche Rei­ze

Man­che Geräu­sche kön­nen für Hun­de beängs­ti­gend sein – vor allem, wenn sie ihnen nie begeg­net sind. Dazu zäh­len Gewit­ter, Feu­er­werk, lau­te Musik oder Bau­stel­len­lärm. Je frü­her Ihr Wel­pe die­se Klän­ge in einem geschütz­ten Rah­men ken­nen­lernt, des­to ent­spann­ter wird er spä­ter damit umge­hen. Ach­ten Sie dar­auf, die Laut­stär­ke lang­sam zu stei­gern und posi­ti­ve Erfah­run­gen zu ver­knüp­fen.

Geräusch­trai­ning und akus­ti­sche Rei­ze

Las­sen Sie Ihren Wel­pen in der Prä­ge- und Sozia­li­sie­rungs­pha­se behut­sam alles ken­nen­ler­nen, was ihm auch spä­ter im All­tag begeg­nen wird. Üben Sie mit Ihrem Wel­pen auch das Auto­fah­ren, denn eini­gen Wel­pen fällt es schwer oder ihnen wird sogar übel. Es kann hel­fen, wenn Sie immer wie­der kur­ze Stre­cken fah­ren oder sich auch mal nur mit Ihrem Hund ins Auto setzt ohne los­zu­fah­ren.

Je nach Wohn­si­tua­ti­on soll­te Ihr Hun­de­kind mit neu­en Situa­tio­nen kon­fron­tiert wer­den. Woh­nen Sie in länd­li­cher Umge­bung, ist es sinn­voll, sich min­des­tens ein­mal pro Woche für 15 Minu­ten in einer etwas beleb­te­ren Gegend auf­zu­hal­ten.

Sieht Ihr Schütz­ling etwas Neu­es, wie zum Bei­spiel eine Tüte in einem Baum, die dort zuvor nicht gewe­sen ist oder ste­hen plötz­lich Müll­ton­nen vor der Tür, kann dies dei­nen Wel­pen irri­tie­ren. Blei­ben Sie in sol­chen Fäl­len sou­ve­rän und füh­ren Sie Ihren Hund lang­sam an die­se Gegen­stän­de her­an, ohne ihn zu ängs­ti­gen. Gera­de ein selbst­stän­di­ges und lang­sa­mes Ken­nen­ler­nen sei­ner Umge­bung ist für die Sozia­li­sie­rungs­pha­se ent­schei­dendAm bes­ten ist es, wenn Sie Ihren Wel­pen in sei­nem Tem­po vor­ge­hen las­sen.

Um den Wel­pen nicht zu über­for­dern, soll­ten Sie das rich­ti­ge Maß für die Sozia­li­sa­ti­on fin­den. So muss er nicht täg­lich mit Kin­dern spie­len oder gan­ze Stun­den in der Stra­ßen­bahn ver­brin­gen. Ach­ten Sie jeweils auf die Signa­le Ihres Hun­des. Wirkt er gestresst, soll­ten Sie die Übung ver­kür­zen oder abbre­chen.

Sozia­li­sie­rung mit ande­ren Hun­den

In der Sozia­li­sie­rungs­pha­se ist ein posi­ti­ver Kon­takt mit ande­ren Hun­den von ent­schei­den­der Bedeu­tung. Dabei muss er nicht zwangs­läu­fig mit allen Hun­den spie­len oder täg­lich auf die Hun­de­wie­se gehen. Auch das ruhi­ge Beob­ach­ten von ver­schie­de­nen Ras­sen kann Teil der Sozia­li­sie­rungs­pha­se sein. Am bes­ten ist es, wenn Sie Ihren Wel­pen dafür in eine kon­trol­lier­te Umge­bung oder eine Wel­pen­schu­le brin­gen. Ver­mei­den Sie unbe­dingt, dass gro­ße Hun­de ihn über­ren­nen. Sol­che Zusam­men­stö­ße kön­nen nicht nur den Gelen­ken Ihres Lieb­lings scha­den, son­dern auch sei­ne Prä­ge­pha­se nega­tiv beein­flus­sen.

Hat Ihr Wel­pe Angst vor ande­ren Hun­den, soll­ten Sie für ihn da sein, ihm Schutz bie­ten und ihm Schritt für Schritt posi­ti­ve Erleb­nis­se mit ande­ren Hun­den ermög­li­chen. Dies kann ein Beob­ach­ten von Hun­den aus eini­ger Ent­fer­nung, ein gemein­sa­mes Schnüf­feln, ein geführ­ter und kon­trol­lier­ter Spa­zier­gang (Social Walk) oder ein Frei­lauf mit einem sou­ve­rä­nen, unauf­dring­li­chen Hund sein.

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Dani­el Moser

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