Im Vergleich zum ganzen Hundeleben, ist die Welpenzeit kurz. Und doch ist es der wohl wichtigste Lebensabschnitt für eine harmonische Zukunft voller Freude über Ihren treuen Begleiter. Ein Hund durchläuft im Laufe seines Lebens verschiedene Entwicklungsphasen. Da es gerade für Welpen überaus wichtig ist, in bestimmten Phasen viele Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln, sollten Hundehalter diese kennen. Berücksichtigen Sie jedoch immer, dass je nach Rasse und individueller Veranlagung, Unterschiede auftreten können. Lesen Sie weiter um sich bestmöglich für diese entscheidende Phase vorbereiten zu können.
Pränatale Phase: Vor der Geburt |
Bereits vor der Geburt können gewisse Umweltreize wahrgenommen werden. Züchter und Besitzer trächtiger Hündinnen sollten dafür sorgen, dass die Mutterhündin möglichst wenig Stress hat und eine bedarfsgerechte Ernährung bekommt, damit die Entwicklung der Welpen optimal unterstützt wird.
Der Tagesablauf eines Welpen besteht nach der Geburt darin, zu schlafen und zu trinken. Ihre Augen und Ohren sind noch geschlossen und der Geruchssinn ist noch nicht entwickelt. Sie können weder selbstständig ihre Körpertemperatur regulieren noch Kot und Urin absetzen. Je älter sie werden, desto mehr bewegen sie sich und wagen erste Gehversuche.
Mit dem Öffnen der Augenlider beginnt die sogenannte Übergangsphase. Auch die Gehörgänge öffnen sich. Der Welpe beginnt nun seine Umwelt wahrzunehmen. Der Welpe kann nun auch seine Körperwärme regulieren und setzt selbstständig Kot und Urin ab.
Während der sensitiven bzw. sensiblen Phase beginnen Welpen, sich intensiv mit ihrer Umgebung auseinanderzusetzen. In dieser Zeit lernen die Welpen am schnellsten. Erfahrungen, die er in dieser Zeit sammelt, prägen ihn für sein weiteres Leben (Prägephase). Deshalb sollten die Hunde besonders zwischen der achten und der zwölften Lebenswoche positiv auf verschiedene Umweltreize geprägt werden. Sorgen Sie dafür, dass ihr Hund sich an unterschiedliche optische und akustische Reize gewöhnt. Beim Kennenlernen von Artgenossen und Menschen wird ein entscheidender Grundstein für die Sozialisierung gelegt. Die Liste der Dinge, die ein Welpe in seiner Sozialisierungsphase kennenlernen sollte, ist lang. Einen Auszug der wichtigsten Punkte haben wir dir im nächsten Kapitel zusammengestellt.
Zu dieser Phase gehört auch die juvenile Phase (Pubertätsphase). Die Hunde benehmen sich dabei häufig flegelhafter und testen ihre Grenzen aus. Rüden heben erstmalig ihr Bein und Hündinnen bekommen ihre erste Läufigkeit.
Nach der Geschlechtsreife festigen sich das Verhalten und der Charakter. Je größer die Rasse ist, desto später tritt die letzte Phase ein.
Checkliste für die Sozialisierung |
Hunde lernen ihr Leben lang. Doch in der Sozialisierungsphase sind sie besonders aufnahmefähig. Daher ist es wichtig, dass sie bis zur 12. Lebenswoche mit gewissen Reizen in Kontakt gekommen sind, um ihnen Sicherheit zu geben, Ängste zu nehmen und ihnen einen bestmöglichen Start ins Hundeleben zu ermöglichen.
Überfordern Sie Ihren Welpen aber nicht. Überlegen Sie sich am besten, welchen Situationen Ihr Hund in Zukunft ausgesetzt sein wird und führen Sie ihn langsam, mit viel Ruhe und vielen positiven Erlebnissen an diese Gegebenheiten heran.
Gewöhnen Sie Ihren Welpen beispielsweise an die folgenden Gegenstände aus dem Haushalt:
Staubsauger
Fernseher
Diverse Küchengeräte wie Mixer
Klappern von Schüsseln, Geschirr, Besteck, Schlüsseln etc.
Musikinstrumente
Fernseher, PC und Drucker
Machen Sie Ihren Hund auch mit folgenden Dingen außerhalb deiner Wohnung bekannt:
Autos, Fahrräder, E-Scooter, Straßenverkehr
Bus, Straßenbahn, Züge
Mülltonnen
Einkaufswägen
Diverse Gartengeräte
Sozialisieren Sie Ihren Welpen mit folgenden Lebewesen:
Menschen verschiedenen Alters: Kinder, Erwachsene und Senioren
Menschen mit Koffern, Hüten, Brillen, ausgefallener Kleidung, ausgefallener Frisur
Menschen mit Behinderung
Hunde verschiedener Rassen und verschiedenen Alters
Diverse Tiere wie Pferde, Ziegen, Kühe, Katzen oder andere Haustiere
Lassen Sie Ihren Welpen folgende akustische Reize kennenlernen:
Gewitter
Feuerwerk
Laute Musik
Straßen- und Baulärm
Lassen Sie Ihren Welpen in der Präge- und Sozialisierungsphase behutsam alles kennenlernen, was ihm auch später im Alltag begegnen wird. Üben Sie mit Ihrem Welpen auch das Autofahren, denn einigen Welpen fällt es schwer oder ihnen wird sogar übel. Es kann helfen, wenn Sie immer wieder kurze Strecken fahren oder sich auch mal nur mit Ihrem Hund ins Auto setzt ohne loszufahren.
Je nach Wohnsituation sollte Ihr Hundekind mit neuen Situationen konfrontiert werden. Wohnen Sie in ländlicher Umgebung, ist es sinnvoll, sich mindestens einmal pro Woche für 15 Minuten in einer etwas belebteren Gegend aufzuhalten.
Sieht Ihr Schützling etwas Neues, wie zum Beispiel eine Tüte in einem Baum, die dort zuvor nicht gewesen ist oder stehen plötzlich Mülltonnen vor der Tür, kann dies deinen Welpen irritieren. Bleiben Sie in solchen Fällen souverän und führen Sie Ihren Hund langsam an diese Gegenstände heran, ohne ihn zu ängstigen. Gerade ein selbstständiges und langsames Kennenlernen seiner Umgebung ist für die Sozialisierungsphase entscheidend. Am besten ist es, wenn Sie Ihren Welpen in seinem Tempo vorgehen lassen.
Um den Welpen nicht zu überfordern, sollten Sie das richtige Maß für die Sozialisation finden. So muss er nicht täglich mit Kindern spielen oder ganze Stunden in der Straßenbahn verbringen. Achten Sie jeweils auf die Signale Ihres Hundes. Wirkt er gestresst, sollten Sie die Übung verkürzen oder abbrechen.
In der Sozialisierungsphase ist ein positiver Kontakt mit anderen Hunden von entscheidender Bedeutung. Dabei muss er nicht zwangsläufig mit allen Hunden spielen oder täglich auf die Hundewiese gehen. Auch das ruhige Beobachten von verschiedenen Rassen kann Teil der Sozialisierungsphase sein. Am besten ist es, wenn Sie Ihren Welpen dafür in eine kontrollierte Umgebung oder eine Welpenschule bringen. Vermeiden Sie unbedingt, dass große Hunde ihn überrennen. Solche Zusammenstöße können nicht nur den Gelenken Ihres Lieblings schaden, sondern auch seine Prägephase negativ beeinflussen.
Hat Ihr Welpe Angst vor anderen Hunden, sollten Sie für ihn da sein, ihm Schutz bieten und ihm Schritt für Schritt positive Erlebnisse mit anderen Hunden ermöglichen. Dies kann ein Beobachten von Hunden aus einiger Entfernung, ein gemeinsames Schnüffeln, ein geführter und kontrollierter Spaziergang (Social Walk) oder ein Freilauf mit einem souveränen, unaufdringlichen Hund sein.